IBA Hamburg Logo
En

Fünf Fragen an...
... Christian Hinz, Projektkoordinator bei der IBA Hamburg

  • Aktuelles
  • 01. Apr 2020
Projektkoordinator Christian Hinz vor Publikum

Seit fast fünf Jahren koordiniert der studierte Stadtplaner für die IBA Hamburg die Quartiersentwicklung in Wilhelmsburg. Das bedeutet für ihn und sein Team viele Meetings mit Planern und Anwohnergespräche vor Ort. Im Blick dabei hat Hinz immer das große Ganze.

Wie funktioniert das Arbeiten für die Wilhelmsburger Projekte in Zeiten der Coronakrise?

Dank der digitalen Technik konnten wir uns recht schnell auf die neue Situation einstellen. Die Projekte laufen in vollem Umfang weiter, nur dass unsere sonst gewohnten Besprechungen auf dem IBA DOCK jetzt per Telefon- oder Videokonferenz abgehalten werden. Der fachliche Austausch mit den Planungsbüros und dem Bezirk ist zum Glück gut eingespielt.

Auch die baulichen Maßnahmen gehen bislang ohne große Einschränkungen voran. Ob der Rückbau der alten Trasse (Wilhelmsburger Reichsstraße) oder die Umgestaltung der Kleingärten im Elbinselquartier. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich sind abwechselnd aber regelmäßig vor Ort.

Sie leiten die Entwicklung auf der Elbinsel bereits seit 2015. Was macht Ihnen daran besonders Spaß?

Am Anfang betreute ich nur das Elbinselquartier. Das Spreehafenviertel und das Wilhelmsburger Rathausviertel kamen dann nach und nach hinzu und damit das Zusammenwachsen der drei Wilhelmsburger Quartiere mit ihren Wasserlagen zu einem großen Ganzen. Das ist spannend und faszinierend zugleich. Anspruchsvoll gestaltet sich auch der aufwendige Rückbau der Trasse, der Wilhelmsburg wieder zusammenwachsen lässt und richtig viel neue Grünflächen schafft.

Wir planen und bauen in Wilhelmsburg nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in einem gewachsenen städtebaulichen Bestand. Es ist eine komplexe Aufgabe Kleingärtner, Gewerbetreibende und Grundstückseigentümer zu überzeugen sowie alle ihre Belange zu berücksichtigen und dennoch mit dem Projekt im Zeitplan zu bleiben.

Besonders viel Spaß macht der Austausch mit den Menschen vor Ort. Wir planen neben dem Wohnungsbau auch die gesamte Infrastruktur mit Kitas, Schulen, Sportanlagen und Freiräume. Da gibt es immer Gesprächsbedarf.

Wie ist denn das aktuelle Stimmungsbild vor Ort?

Bisher sind wir hauptsächlich im Austausch mit privaten Grundstückseigentümern, Gewerbetreibenden und den Kleingärtnern. Mit Letzteren hat sich das Stimmungsbild positiv entwickelt. Das war nicht immer so. Bei Verlegungen von gewachsenen Strukturen ist es schwer bis unmöglich, es allen recht zu machen. Aber im Vergleich zu vor drei Jahren sind wir durch viele intensive Gespräche auf dem richtigen Weg.

Die Stimmung beim Gewerbe ist dagegen noch recht unterschiedlich. Einige Grundstückseigentümer interessieren sich sehr für gemischte Nutzungskonzepte aus kombiniertem Wohnen und Arbeiten. Es sind eher die angestammten Betriebe, die sich besorgt zeigen und nicht wissen, wie sie sich in die Quartierentwicklungen integrieren können. Da herrscht noch viel Redebedarf, aber ich bin sicher, dass wir auch hier praktikable Lösungen für alle Betroffenen finden werden.

Viele Bewohnerinnen und Bewohner Wilhelmsburg haben auch Bedenken, dass ihr Grün verloren geht oder versprochene bauliche Qualitäten nicht gehalten werden. Wir als IBA Hamburg müssen daher viel Überzeugungsarbeit leisten. Unsere qualitativen Ansprüche an den Städtebau und die Freiräume sind sehr hoch und die wollen wir unbedingt erfüllen. Daran werden wir uns dann auch eines Tages messen lassen müssen.

Bisher aber ist die Nachfrage nach neuem Wohnraum auf der Elbinsel einfach riesig. Wir bekommen fast täglich E-Mails und Anrufe von Interessenten sowohl für Eigentums- und auch Mietwohnungen und der überwiegende Teil kommt aus Wilhelmsburg selbst.

Was sind die wesentlichen Entwicklungsschritte in diesem Jahr?

Bau- und Mietinteressierte müssen sich noch etwas gedulden. Frühestens 2021 ist mit einem Vermarktungsstart erster Flächen im Wilhelmsburger Rathausviertel und auch im Elbinselquartier zu rechnen.

Dafür laufen viele vorbereitende Maßnahmen weiter. Die Neustrukturierung der Kleingartenanlagen werden wir in diesem Jahr fast abgeschlossen haben. Beim Rückbau der alten Wilhelmsburger Reichsstraße kommen wir sehr gut voran und werden aller Voraussicht nach im Herbst die Brücke über dem Ernst-August-Kanal abbrechen.

Wie wünschen Sie sich die neuen Wilhelmsburger Quartiere in zehn Jahren?

Ich bin überzeugt, dass wir lebendige, grüne und ganz vielfältige Quartiere mit modernen Sportanlagen und spannenden Spielplätzen und Freizeitangeboten schaffen, die ein hohes Maß an baulicher Qualität bieten. Zudem werden wir bei der Integration des Radverkehrs neue Standards setzen. Ob im Eigentum oder im geförderten Wohnungsbau – mit all den attraktiven Angeboten im Quartier, mit Kitas, Schulen und Vereinen werden sich die Menschen hier wohlfühlen und hoffentlich einmal sagen: „Hier wollen wir nicht wieder weg.“

Weitere Meldungen

Zur Übersicht

Aktuelles

Zwischen Schönheit, Alltag und Nachhaltigkeit: Was gute Quartiere ausmacht: Welche Architektur wir jetzt brauchen

Podcast „Hallo Hamburg! Stadt neu bauen.“ - Im Gespräch Dan Schürch, Duplex Architekten.

Portrait von Podcast-Gast Dan Schürch

Aktuelles

Smoodje – Ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen im Fischbeker Heidbrook

Im Hamburger Stadtteil Fischbeker Heidbrook entsteht derzeit mit dem Projekt „Smoodje“ ein wegweisendes Modellgebäude, das die Zukunft des Bauens neu denkt.

Aktuelles

Meilenstein für die Fischbeker Reethen

Das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Hamburg-Harburg erteilt dem Projektgebiet im Südwesten Hamburgs die Vorweggenehmigungsreife, damit ist der Weg frei für die nächsten Schritte der Gebietsentwicklung.

Visualisierung aus der Vogelperspektive vom zentralen Platz mit mehrgeschossigen Gebäuden und dem Fischbeker Teich

Aktuelles

Das war der Projektdialog Wilhelmsburg 2025

Nur einen Tag nach dem feierlichen Baustart für das Wilhelmsburger Rathausviertel fand der alljährliche Projektdialog für die Quartiere der IBA Hamburg auf der Elbinsel statt.

Publikum beim Projektdialog

Aktuelles

Erster Spatenstich für das Wilhelmsburger Rathausviertel

Auftakt für die nächste Entwicklungsstufe auf der Elbinsel

Ralf Neubauer, Karen Pein und Kay Gätgens auf der Baustelle in Wilhelmsburg, im Hintergrund sind Baumaschinen zu sehen

Aktuelles

Parkhäuser – einst Schmuddelkind der Stadtplanung, jetzt Treffpunkte im Quartier

Podcast „Hallo Hamburg! Stadt neu bauen.“ - Im Gespräch mit Christopher Conrads, Produktmanager bei der Firma Goldbeck.

Podcast-Gast Christopher Conrads am offenen Fenster, an der Wand prangt eine große Eins

Aktuelles

KI in der Stadtentwicklung – zwischen Vision und Praxis

Podcast „Hallo Hamburg! Stadt neu bauen.“ - Im Gespräch mit Prof. Dr. Vanessa Borkmann vom Fraunhofer-Institut

Portrait von Podcast-Gästin Prof. Dr. Vanessa Borkmann, Fraunhofer-Institut

Aktuelles

Das war der Projektdialog Georgswerder 2025

Der Projektdialog Georgswerder am 16. September stieß auf reges Interesse bei den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie weiteren Interessierten.

Eine Gruppe Menschen steht zusammen und diskutiert