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Wilhelmsburger Rathausviertel
Fünf Fragen an ...

Fünf Fragen an ...
Katja Scheer, Vorständin Bürgerhaus Wilhelmsburg

  • Aktuelles
  • 14. Jan 2021
Katja Scheer Vorständin des Bürgerhauses Wilhelmsburg

Seit 2019 leitet Katja Scheer, frühere Projektleiterin von 48h Wilhelmsburg, als Vorständin das Bürgerhaus auf der Elbinsel. Die engagierte Brückenbauerin freut sich schon auf neue Mitmenschen in den künftigen IBA Hamburg Quartieren.

Katja Scheer, die gebürtige Kölnerin, arbeitet, lebt und rudert seit vielen Jahren schon in Wilhelmsburg. Sie war seit 2007 Fachleitung für Musik im Bürgerhaus Wilhelmsburg zuständig und hat dort das Netzwerk Musik von den Elbinseln mit dem Festival 48h Wilhelmsburg gegründet und erfolgreich entwickelt.

Das Bürgerhaus Wilhelmsburg ist 1985 aufgrund bürgerschaftlichen Engagements als Ort der Begegnung in der geographischen Mitte der Elbinsel Wilhelmsburg gebaut worden. Seitdem fungiert es ebenso als „Hardware der Bürgerbeteiligung“ wie als Veranstaltungsort im Hamburger Süden mit bundesweiter und internationaler Beachtung. Als Ort der Begegnung, Kulturforum und Haus (inter)kultureller Bildung wirkt das Bürgerhaus integrativ in den Stadtteil.

Hinter Vorständin Katja Scheer und ihren 20 festen sowie 50 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegt ein Jahr voller Herausforderungen.

Wie kamen Sie bisher durch das Corona-Jahr? Wie haben Sie sich darauf eingestellt?

Wir waren durch Corona und die laufende Sanierung des Bürgerhauses von Mitte März bis Ende August bis auf wenige Ausnahmen geschlossen. Für ein Veranstaltungshaus, welches sich als Ort der Begegnung versteht, war das ganz schön hart. Wir leben vom Austausch mit unseren Gästen, Kundinnen und Kunden und Kooperationspartnern. Wir lieben es, wenn „das Haus brummt“! Wie schön war das, als wir im September wieder die ersten Besucherinnen und Besucher begrüßen durften, wenn natürlich auch unter hohen Hygieneauflagen.

Das war und bleibt alles sehr herausfordernd: Das „Auf-Sicht-Planen“, immer mit einem Blick auf Fallzahlen und die nächste aktualisierte Allgemeinverfügung und die Frage was dürfen wir und was können wir auch verantworten? So viele Veranstaltungen, die gestern geplant und heute schon wieder verworfen werden mussten. Und Lockdown bedeutet für uns natürlich auch Einnahmenverluste in unserem Tagungsgeschäft, die Ungewissheit, ob das alles durch Bundes- und Landeshilfen kompensiert werden kann.

Wir haben die Zeit als Team aber auch genutzt und z. B. erste Erfahrungen mit digitalen Angeboten gemacht. Vom Musikpodcast, über den professionellen Konzertmitschnitt für lokale Bands bis hin zum Live-Stream war schon einiges dabei.

Und es wurden immer wieder kreative Wege gesucht und gefunden, um unsere Besucherinnen und Besucher im Lockdown analog zu erreichen: wie zuletzt im Dezember, als die traditionelle Mitsingaktion im Bürgerhaus kurzerhand zum Radio-Telefon-Flashmob wurde. Im Sommer wurde ein Kamishibai-Fahrrad angeschafft – ein mobiles Erzähltheater, mit dem wir den Kindern im Stadtteil auch mit Abstandsregeln Theater nahebringen können. Mit dem Lastenfahrrad hat das Verbündeten-Netzwerk Bewohnerinnen und Bewohner über die Planungen im Korallusviertel informiert. Im Vorfeld von 48h Wilhelmsburg fanden Innenhof-Konzerte statt.

Was sind Ihre Pläne für das kommende Jahr?

Wir sind aktuell natürlich weiter vom Lockdown betroffen und auch für die kommenden Monate stark eingeschränkt in unseren Planungen. Einige Veranstaltungen wurden bereits wieder verschoben, andere werden als digitales Angebot, einiges hybrid geplant. Da greifen wir schon gut auf die Erfahrungen aus 2020 zurück, werden das Thema Digitalisierung sicher aber aus verschiedenen Perspektiven im Haus weiterentwickeln wollen.

Vor allem aber werden wir in diesem Jahr auch unseren Organisationsentwicklungsprozess und die Strategieplanungen für ein „Bürgerhaus 2023+“ weiter verfolgen: Die Aufgaben, die an das Bürgerhaus gestellt sind, werden sich mit den Entwicklungen der IBA Hamburg verändern und noch steigen, wir stehen ja im Zentrum des Rathausviertels.

Wir sehen unsere zentrale Aufgabe dabei vor allem darin, zwischen jetzt ansässiger und künftiger, neuer Wohnbevölkerung Brücken zu schlagen, um gemeinschaftlich ein aktives hyperdiverses Gemeinwesen zu entwickeln.

Das Leben in Wilhelmsburg ist geprägt von Vielfalt und Differenz. Dazu gehört, dass alle, die hier leben, ein Gefühl von Zugehörigkeit entwickeln können. Dass das gelingt, daran wollen wir weiter mitwirken, denn es geht um nichts weniger als den Zusammenhalt und das gute Zusammenleben aller Menschen hier in unserem Stadtteil. Dafür wollen wir uns als Organisation in den kommenden Jahren aufstellen und entsprechende Angebote entwickeln.

Wie geht es mit dem Projekt 48 Stunden Wilhelmsburg weiter?

48h Wilhelmsburg findet vom 11. bis 13. Juni 2021 statt. Corona wird dann leider sicher noch in irgendeiner Form präsent sein, trotzdem soll die Elbinsel nicht auf ihr Festival verzichten müssen: Begegnung, Austausch, gemeinsames Gestalten sind in diesen Zeiten wichtiger denn je.

Das 48h-Team bereitet deswegen aktuell alles für eine hybride Veranstaltung vor: Auch hier kann auf die Erfahrungen im Vorjahr zurückgegriffen werden, welche z. B. mit „48h Wilhelmsburg #fürZuhause“ und auch analogen Veranstaltungsformaten mit entsprechenden Hygienekonzepten gemacht wurden.

An den Planungen haben sich mittels einer Umfrage bereits viele Interessierte aus dem Stadtteil beteiligt und auch die Bereitschaft, sich im 48h-Programmkomittee zu engagieren, ist groß. Ab dem 25. Januar können sich Musikschaffende und Gastgeber bewerben.

Apropos Spenden: Um neben dem 48h-Festival über das Jahr immer wieder auch kleine musikalische Aktionen im Stadtteil zu ermöglichen, haben wir einen Aktionstopf eingerichtet, der vom Netzwerk Musik von den Elbinseln selbst verwaltet wird. Mehr dazu auf unserer Website: www.mvde.de

Durch den Rückbau der Wilhelmsburger Reichsstraße passiert ja sichtbar etwas im Quartier. Wie nehmen Sie die Entwicklungen durch die IBA Hamburg wahr?

Wilhelmsburg befindet sich ja schon seit den Anfängen der IBA Hamburg in einem intensiven Stadtentwicklungsprozess im Zeitraffermodus. Was in den kommenden Jahren realisiert wird, sind aber noch größere Eingriffe, die die Elbinsel sehr, sehr stark verändern werden. Städtebaulich aber auch in der Gestaltung neuer Nachbarschaften. Das birgt Chancen, bringt aber auch große Herausforderungen.

Was erhoffen Sie sich von der künftigen Quartiersentwicklung in Wilhelmsburg für das Bürgerhaus?

Wir freuen uns auf eine neue Nachbarschaft, mit Menschen, die Lust haben, sich mit uns für ein lebendiges Gemeinwesen einzusetzen!

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