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IBA FORUM 2012: Zivilgesellschaft

IBA FORUM

 

IBA FORUM 2012: ZIVILGESELLSCHAFT

 

 

Das diesjährige IBA FORUM widmete sich dem Thema Zivilgesellschaft. Unter dem Motto "Stadt mitgestalten, aber wie?" erlebten rund 350 Gäste am 19.November im Bürgerhaus Wilhelmsburg nicht nur spannungsreiche Impulsvorträge, sondern diskutierten im "Fishbowl" - einem für alle Teilnehmer zugänglichen Gesprächsformat - über die zukünftige Entwicklung der Elbinseln.

 

   

 

"Unser Bestreben ist es, dass man gern in Wilhelmsburg wohnt und arbeitet. Und dass das Viertel attraktiv weiterentwickelt wird im Interesse derer, die schon da sind und für die, die herkommen wollen - aber es vielleicht noch gar nicht wissen. Stillstand hieße Rückschritt - das betrifft nicht nur Wilhelmsburg. Eine Stadt ist nie zu Ende gedacht, nie zu Ende gebaut und nie fertig entwickelt", sagte Olaf Scholz, der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg während seines Vortrags auf dem IBA FORUM 2012 zum Thema ZIVILGESELLSCHAFT. Besonders die Zukunftsperspektiven der Elbinseln und ein Ausblick darauf, was nach der IBA Hamburg im Hinblick auf Bürgerbeteiligung kommt, interessierte die Zuhörer.

 

Stadt mitgestalten, aber wie? Dieser Frage gingen Referenten, Redner und Podiumsgäste nach und diskutierten die wachsende Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement für die Stadtplanung. "Bei der IBA Hamburg spielte die offene und transparente gesellschaftliche Beteiligung in Planungsprozessen immer eine Hauptrolle. Eminent wichtig sind spezielle Formate, Veranstaltungen und Informationskanäle, die die IBA Hamburg genutzt oder entwickelt hat, um Widersprüche und Zusprüche, Wünsche oder Sorgen der Bürgerinnen und Bürger zu jeweiligen Projekten miteinzubeziehen. Ein Schlüssel von funktionierenden Planungs- und Bürgerbeteiligungsverfahren ist die dialogische, diskursive und reflexive Beteiligung; das heißt, es geht nicht nur darum, die Bürger zu hören, sondern sie aktiv in die Gestaltung ihrer Lebensumwelt einzubeziehen", sagte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg.

 

Ein spannungsreicher Impulsvortrag der Stadtsoziologin Prof. Dr. Martina Löw vom Institut für Soziologie der Technischen Universität Darmstadt gab Ideen und Anknüpfpunkte zum Thema. Sie sagte: "Die Beteiligung von Bürgern und Bürgerinnen an Planungsprozessen sollte in demokratisch verfassten Gesellschaften eine Selbstverständlichkeit sein. Allerdings müssen die Formen weiterentwickelt werden. Nicht immer ist der runde Tisch die beste Wahl. Neue Medien und Umfragen können manchmal die Beteiligung von vielen besser gewährleisten." Lutz Cassel, Vorsitzender des Beirats für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg, berichtete, dass es für ihn dazugehört, "dass heutzutage mit den Bürgern, mit engagierten Gruppen und mit Initiativen über Ideen geredet werden muss und nicht erst über fast fertiggestellte Projekte. Und es gehört dazu, dass man sich auf einen Kompromiss einigen muss und erst das ist wirkliche inhaltliche, sachdienliche Beteiligung und Mitwirkung. Alles andere, also wenn über ein Projekt lediglich informiert wird, ist nur Akzeptanzbeschaffung."

 

Fishbowl-Diskussion: Miteinander reden, statt Reden halten

 

Im Anschluss waren die Teilnehmenden eingeladen, an der sogenannten Fishbowl-Diskussion mit Experten aus Universität, Verwaltung und Stadtteil die Wichtigkeit von bürgerschaftlichem Engagement für die zukünftige stadtplanerische Entwicklung Wilhelmsburgs zu reflektieren und zu erörtern. Bei diesem besonderen Diskussionsformat gab es drei Gesprächsrunden von jeweils 30 Minuten. Neben jeweils drei festen Rednern und dem Moderator Michael Koch blieb ein Platz - der "heiße Stuhl" - frei, dort konnten wechselnde Personen aus dem Publikum für die Zeit ihres Statements Platz nehmen. Die zweite Moderatorin Petra Bäuerle war mit im Publikum unterwegs, ging auf Teilnehmer zu, befragte Einzelpersonen oder bat sie auf den "heißen Stuhl". Feste Diskussionsteilnehmer aus dem Stadtteil waren: Bettina Kiehn, eine der Sprecherinnen des IBA/igs Beteiligungsgremiums, Jens Hardel vom Stadtteilbeirat Veddel, Lutz Cassel für den Beirat für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg, Serdar Bozkurt, Vorsitzender des Türkischen Elternbund Wilhelmsburg e.V., die Wissenschaftlerin Gabriela Christmann, sie arbeitet an einer vergleichenden Studie über Raumpioniere in Berlin-Moabit und Hamburg-Wilhelmsburg, Julian Petrin von der Beteiligungsplattform nexthamburg sowie der Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg, Prof. Jörn Walter.

 

Kunst für daheim: Wilhelmsburger Edition

 

Die "Wilhelmsburger Kissen & Fahnen", die als Installation direkt über der Bühne für den Fishbowl zu sehen waren, ergänzten den Kongress um eine künstlerische Perspektive. Entstanden als Teil der Projektreihe "Kunst macht Arbeit", einem von der IBA Hamburg unterstützten Programm zur Zusammenführung von Kreativwirtschaft mit der arbeitsmarktpolitischen Situation Wilhelmsburgs, zeigte das Projekt eine künstlerische Antwort auf das Thema Beteiligung und Zivilgesellschaft. Seit 2010 hat der Hamburger Künstler Rupprecht Matthies gemeinsam mit der gemeinnützigen Textilwerkstatt NähGut (Grone Netzwerk gGmbH) mehr als 50 künstlerische Kissen und 100 Fahnen entwickelt. Einzelne Kunstwerke werden seit kurzem in der freien Werkstatt von NähGut in Serie produziert: Aus den Fahnen werden Hals- und Kopftücher, aus den Wortkissen Alltags- und Kunstgegenstände für daheim. Als "Wilhelmsburger Edition" waren die Objekte auf dem IBA FORUM erstmals käuflich zu erwerben.

 

Die Ausstellung "Wilhelmsburger Kissen & Fahnen" ist noch bis zum 21. Dezember im Bürgerhaus Wilhelmsburg zu sehen.

 

IBA-Schriftenreihe Band 6 METROPOLE - ZIVILGESELLSCHAFT

 

Ein Highlight der Veranstaltung war auch die Buchvorstellung des mittlerweile sechsten Bandes der IBA-Schriftenreihe "METROPOLE: Zivilgesellschaft". Dabei geht es um die Frage, welchen Einfluss die neuen Medien auf die aktive Teilhabe und die Aneignung von Stadt haben. Wie lässt sich Planung demokratisch legitimieren? Vor welchen Herausforderungen stehen Planungsrecht und -verfahren angesichts zunehmend artikulierter Partizipationsbegehren? Und inwiefern kann und soll das Expertentum von Bürgerinnen und Bürgern das Wissen der Fachleute ergänzen? Praktische Beispiele geben Einblicke in die Planungs- und Beteiligungsmethoden mehrerer deutscher Städte, wissenschaftliche Ansätze einen Ausblick darauf, wie sich Planungsprozesse zukunftsweisend und innovativ den sich stetig ändernden gesellschaftlichen Bedingungen anpassen sollten.

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Weitere Informationen:

Ausstellung Wilhelmsburger Kissen & Fahnen

noch bis zum 21.12.2012 im Bürgerhaus Wilhelmsburg

Öffnungszeiten: Di - Do 10:00 bis 21:00 Uhr,
Fr 10:00 - 14:00 Uhr. 

Am Wochenende und Feiertagen ist das Bürgerhaus nur bei Veranstaltungen geöffnet.

Wilhelmsburger Edition

Infos und Bestellung unter:
www.rupprechtmatthies.com

 

IBA Schriftenreihe Band 6
METROPOLE: ZIVILGESELLSCHAFT

erschienen im Jovis Verlag

296 Seiten mit zahlreichen Abbildungen

Preis: 32,00 Euro

Beispielseiten
(PDF, 1,7MB)

erhältlich:

in der Ausstellung IBA at WORK 
auf dem IBA DOCK,

in den Buchhandlungen: 

Sauter und Lackmann
Admiralitätstraße 71 
20459 Hamburg;

sowie 

Lüdemann
Fährstraße 26
21107 Hamburg

Mehr Informationen zur Publikation „METROPOLE: ZIVILGESELLSCHAFT“ finden sie auf der Seite IBA Schriftenreihe